17. Mai - Es lebe der Volkskrieg in Peru!


Heute vor 35 Jahren, am 17. Mai 1980 leitete die Kommunistische Partei Perus unter Führung des Vorsitzenden Gonzalo den Volkskrieg mit einem militanten Wahlboykott ein.
Im Moment befindet sich die KPP und der Volkskrieg in einer Biegung auf dem Weg und vor der Aufgabe der allgemeinen Reorganisierung der Partei, um den Volkskrieg erfolgreich weiter bis zum Sieg durchzusetzen.

In dem Dokument der Genossen vom Revolutionären Aufbau Schweiz "20 Jahre Revolutionärer Aufbau - 20 Jahre Bruch und Kontinuität" haben wir nachstehenden Text gefunden, den wir gut finden und den wir aus gegebenem Anlass hier dokumentieren:



Einleitung der INTERNATIONALEN DEBATTE zum Volkskrieg in Peru (1988)


"Ein Kommunist ist ein internationaler Marxist, der Marxismus aber muss seine nationale Form erhalten, bevor er in Praxis umgesetzt werden kann. Es gibt keinen abstrakten Marxismus, der Marxismus muss konkret sein ...
Den Inhalt des Internationalismus von seiner nationalen Form zu trennen ist kennzeichnend für die Leute, die den Internationalismus überhaupt nicht verstehen.
(Mao 1938)

Die Genossen der RAF sagten dazu, dass "angesichts der globalen Strategie des Imperialismus die Perspektive nationaler Kämpfe international sein muss ...".

Als die Texte zum Volkskrieg in Peru zusammengestellt wurden, stellte sich einmal mehr die Frage, von welchen theoretischen  Ansätzen aus der proletarische Internationalismus in welche Praxis umgesetzt werden soll? Eine Frage die sich heute viele Revolutionäre in Europa stellen.
Internationalismus ist hier zu oft die Wahl eines Ersatzsubjektes dort, wo die Fronten zwischen den Klassen klarer erscheinen, wo die Formen imperialistischer Herrschaft die Revolution erzwingen. Dieses Ersatzsubjekt wird mit allen Konsequenzen gewählt, das heißt Solidarität mit Befreiungsbewegungen, aber keinen eigenen Klassenstandpunkt. Die fatale „Trotzalledem Doktrin“ erzeugt permanent die Vorstellung, dass man und frau sich sinnvoller dort engagiert, wo sich revolutionäre Prozesse gerade abspielen, statt hier hier wo das 'eigene' Proletariat kaum eine klassenkämpferische Perspektive zu haben scheint. Internationalismus bedeutet aber in erster Linie Bruch mit der eigenen imperialistischen Regierung, bedeutet revolutionären Kampf gegen diesen Staat, bedeutet seinen Sturz. Gerade wir in der Schweiz befinden uns in günstigen Verhältnissen in Bezug auf die Kenntnis der Vorgänge in der internationalen revolutionären Bewegung und sollten nicht weiter passiv abwarten, wie sich die revolutionären Kämpfe entwickeln, sondern den weltweit stattfindenden Klassenkampf wieder zur Basis der eigenen Diskussion und Praxis machen. Nur die Rückgewinnung eines Klassenstandpunktes macht es möglich, eine politische Position zu erlangen, die den Imperialismus als ganzes angreift. Der Kampf für die Eroberung der politischen Macht und die Errichtung der Diktatur des Proletariats im eigenen Land soll aber nicht alternativ zur Bekämpfung vor allem des US-Imperialismus stehen.  Aus der Sicht einer materialistischen Auffassung der Geschichte ist es die Ökonomie, die die komplexe soziale Entwicklung bedingt. Nicht das Bewusstsein der Menschen erzeugt die Revolution, sondern die sich verschärfenden Widersprüche des materiellen Lebens, der Konflikt zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen. Es wäre aber falsch von dem abzuleiten, dass der dramatische  Rückgang des Klassenbewusstseins nur durch die Beteiligung der Arbeiteraristokratie an den im Trikont erbeuteten Extraprofiten bedingt sei. Es gibt einen Bewusst handelnden Staat, der sowohl reformistische Gewerkschaften als auch repressive Aufstandsbekämpfung einsetzt. Damit steht zugleich fest, dass ebenso bewusst handelnde Revolutionäre einiges zur elementaren Bewusstseinsform einer internationalistischen politischen Position beitragen können und sich nicht opportunistisch dem reaktionären, vom Kapital bestimmten Massenbewusstsein anbiedern müssen.
Im Imperialismus kann nicht mehr von in nationalen Grenzen geschlossenen kapitalistische Gesellschaften gesprochen werden, weil das Kapital eine, allerdings in sich widersprüchliche, Weltgesellschaft erzeugt hat. Die Internationalisierung des Kapitals und daher die Internationalisierung der Revolution ist Ergebnis des monopolistischen Stadiums des Kapitals. Das Überleben des Imperialismus hängt von jedem seiner einzelnen Teile ab. In der ganzen Welt sind seine Rohstoffquellen, seine Verwertungsgebiete, seine militärische und politischen Einflussgebiete, durch vielfältige militärische, politische und ökonomische Transmissionsriemen verbunden. Jede Niederlage, die er an einem Punkt des Netzes erleidet, erschüttert das ganze System.
Die Aufgabe der Revolutionäre in der unterdrückenden imperialistischen Nation ist es, zusammen mit den Revolutionären der ausgebeuteten Nation, den antiimperialistische Kampf für die nationale Befreiung führen. In diesem nationalen Befreiungskampf befindet sich das Proletariat und die Bauern der ausgebeuteten Nation in Übereinstimmung mit der nationalen Kleinbourgeoisie. Diese Zusammenarbeit mit den bürgerlich-demokratische Kräften ist für den revolutionären Prozess der nationalen Befreiung im Trikont unerlässlich. '… In der ersten Phase wird die Revolution in den Kolonien keine kommunistische sein. Aber wenn die Führung von Anfang an in den Händen einer kommunistischen Vorhut liegt, werden die revolutionären Massen nicht in die Irre geführt werden, sondern durch die aufeinander folgenden Perioden der Entwicklung  der revolutionären Erfahrung vorwärts schreiten..' Bei allen formalen Zugeständnissen der ersten Phase heisse das jedoch nicht, 'dass die Führung der Revolution der bürgerlichen Demokratien überlassen werden muss..' Schon 1920 eine korrekte Einschätzung des indischen Komintern Delegierten Roy. Daraus folgt, dass wenn es in den antiimperialistischen Revolutionen um die um die nationale Neuformulierung abhängiger Gesellschaften geht, antiimperialistische Solidarität nicht mehr heissen kann als ein Engagement gegen die Einmischung ausländischer imperialistischer Mächte. Ein solches Engagement, so wertvoll es auch sein kann, thematisiert nur die internationale Rolle, das heißt die Aussenpolitik der imperialistischen Staaten, geht aber nicht von den 'eigenen inneren' Klassenwidersprüchen aus.
Nicht die Abschaffung des Privateigentums und die allgemeine menschliche Emanzipation waren international die gemeinsamen Inhalte der nationalen und sozialen Revolutionen des 20. Jahrhunderts. 'Wir sind Antiimperialisten weil wir Marxisten sind, weil wir Revolutionäre sind, weil wir dem Kapitalismus den Sozialismus entgegensetzen'. (Mariategui 1929)
Das heisst soviel, dass der Sozialismus immer Antiimperialismus enthält und miteinschließt, nicht aber umgekehrt. Proletarischer Internationalismus und Antiimperialismus können weder alternativ gegeneinander gestellt werden noch sind sie identisch. Beide Begriffe widerspiegeln verschiedene  konkrete politische Kampfzyklen – die sich oft parallel entwickeln.
Der 'parteiliche' Internationalismus, der proletarische Internationalismus geht politisch über den Antiimperialismus hinaus. Es richtet sich gegen die Beseitigung der ökonomischen Unterdrückung hier wie dort. Er setzt den Kampf um die Abschaffung aller nationaler Unterschiede und somit der Nation selbst voraus. Proletarischer Internationalismus ist die Internationale Solidarität des Proletariats, welche sich in einem weltrevolutionären Gesamtzusammenhang als internationaler Klassenkampf realisiert. Wenn das lateinamerikanische Proletariat seine Kräfte in einer bestimmten Phase in den Kampf gegen die eigene Nationalbourgeoisie wirft, so muss es dann nicht fürchten, dass dadurch die imperialistische Bourgeoisie gestärkt wird. Wenn der proletarische Internationalismus genug stark ist wird diese zur gleichen Zeit im eigenen Staat vom eigenen Proletariat in 'Anspruch' genommen. Umgekehrt, diese Kämpfe im Trikont verschärfen dann die Widersprüche in Zentren des Imperialismus, und die Angriffe gegen das Imperialistische Herrschaftssystem in den Metropolen werden erst in diesem weltrevolutionären Zusammenhang politisch relevant.
Oder wie die RAF sagte: 'Eine Führungsrolle der Marxisten-Leninisten in zukünftigen Klassenkämpfen wird es nicht geben, wenn die Avantgarde selbst nicht das rote Banner des proletarischen Internationalismus hochhält und wenn die Avantgarde selbst die Frage nicht beantwortet, wie die Diktatur des Proletariats zu errichten dein wird, wie die politische Macht des Proletariats zu erlangen, wie die Macht der Bourgeoisie zu brechen ist und durch keine Praxis darauf vorbereitet ist, sie zu beantworten.

Für den proletarischen Internationalismus !
 -Revolutionärer Aufbau Schweiz-